#faire Honorare für freie Fotojournalisten bei der dpa
Wer wir sind
Über 70 freie Fotografen und Videografen, die für die Deutsche Presse-Agentur GmbH arbeiten
Was wir fordern
Angemessene und #faire Honorare für unsere Weltweit genutzten journalistischen Inhalte
Warum wir es fordern
Die bis dato gezahlten Stunden- bzw. Tagessätze entsprechen in keiner Weise unseren Anforderungen
Mit Unterstützung von:
Der DJV und ver.di rufen auf zum:
Warnstreik am 1. und 2. Mai
Faire Honorare: die bietet die dpa leider weiter nicht an. Mit einem Warnstreik am 1. und 2. Mai wollen wir als freie Fotografinnen und Fotografen der dpa unserer Forderung nun Nachdruck verleihen.
Vor der nächsten Verhandlungsrunde am 11. Mai haben sich die freien Fotografinnen und Fotografen mit sehr deutlicher Mehrheit auf eine weitere Aktion verständigt: Unterstützt von den Gewerkschaften DJV und ver.di wollen wir in einem zweitägigen Warnstreik unserem Unmut über das unzureichende Verhandlungsergebnis Ausdruck verleihen. Unser Ziel bleibt klar: Eine angemessene Bezahlung, die den gestiegenen Ansprüchen an unsere Arbeit und den höheren Kosten für Leben und Arbeit Rechnung trägt, sowie eine faire Beteiligung an der Wertschöpfung, die mit unseren Fotos und Videos erzielt wird.
Die in Aussicht gestellten höheren Honorarsätze lassen Spielräume vermuten, insbesondere bei Terminen, die beides erfordern – Fotografieren und Filmen. Ein faires und angemessenes Bezahlmodell zeichnet sich bislang nur in Ansätzen ab. Zudem gibt es bei den dpa-Verantwortlichen eine bereits seit vielen Jahren existierende Abneigung gegen einen Tarifvertrag für Soloselbstständige.
Mehr Absicherung und Verbindlichkeit wird von vielen in unseren Reihen schmerzlich vermisst. In den letzten Jahren gab es Änderungen in unseren Rahmenverträgen und in der Organisationsstruktur. Früher vorhandene “Sicherheiten” fielen weg. Gleichzeitig hat die Unternehmensführung ihre Suche nach weiteren freien Fotografen forciert. Viele werteten das als Zeichen, dass ihre Mitarbeit nicht mehr gefragt ist und orientierten sich anderweitig, in der Regel notgedrungen, weil ihre Umsätze sanken. Die Folge: Verfügbarkeit -gerade kurzfristig- ist immer seltener zu leisten. Als Reaktion darauf die Zahl der freien weiter zu erhöhen, führt unserer Meinung nach in eine Sackgasse und fördert das ohnehin schon ausgeprägte Machtgefälle zwischen uns, den Soloselbstständigen, und dem journalistischen Schwergewicht Nachrichtenagentur.
Gefreut haben wir uns darüber, dass auch der Gesamt- und der Konzernbetriebsrat jeweils ihre Solidarität offen bekundet haben. Sie sehen uns als essenziellen Bestandteil der Gesamtbelegschaft und verweisen darauf, dass ohne unsere visuellen Angebote “die Kerndienste der dpa- Unternehmen nicht in der gewohnten und von Kunden erwarteten Qualität” sichergestellt sind. Sie sorgen sich um die Produktivität des Unternehmens, weil “die bewährten Kolleginnen und Kollegen für dpa-Produktionen nicht mehr zur Verfügung stehen”, andere Fotografen aber oftmals kurzfristig nicht verfügbar sind. Eine mögliche Erklärung liefert der vorherige Abschnitt.
Zum Abschluss sei gesagt: Niemand von uns streikt gerne. Für viele bedeutet es, auf Einkommen aus bereits zugesagten Jobs zu verzichten. Aber wir wollen eine nachhaltige Lösung, die auch berücksichtigt, dass wir momentan nicht wissen, wie viele Jahre die jetzt angestrebte Einigung gelten wird. Ein Vorschlag, der Honorarverhandlungen in regelmäßigen, zeitlichen Abständen vorsieht, liegt nämlich bislang ebensowenig auf dem Verhandlungstisch wie die Klärung der Frage, wie auch wir an den Einnahmen aus der Zweitverwertung unserer Werke beteiligt werden.
Wer wir sind
Über 70 freie Fotografen im gesamten Bundesgebiet
Über 70 Fotografen der DPA
Wir arbeiten als freiberufliche Fotografen für die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die größte Nachrichtenagentur in Deutschland.
Ob Pressekonferenzen von Politikern, Torjubel in Fußballstadien oder Proteste wie zuletzt in Lützerath – wir liefern Bilder zu allen wichtigen Themen, über die man in Deutschland spricht. Dabei sind wir mittlerweile weit mehr als nur Fotoreporter. Wir produzieren zusätzlich Videos oder Audiomaterial, und sind vertrauenswürdige Augen- und Ohrenzeugen vor Ort. Wir liefern zuverlässig und kontinuierlich Bilder mit hoher journalistischer Qualität, suchen ständig nach besonderen Blickwinkeln und Perspektiven – auch bei hektischen Terminen und schlechtem Wetter. Fotoberichterstattung aus dem Homeoffice ist nicht machbar.
Was wir wollen
#Angemessene & Faire Honorare
Wir möchten für unsere Arbeit angemessen bezahlt werden. Angemessen bedeutet, dass Honorare mit den steigenden Kosten für Leben und Arbeit mithalten müssen. Angemessen bedeutet auch, dass wir als Urheber an der Wertschöpfung, die mit unseren Bildern erzielt wird, beteiligt werden.
Warum wir es fordern
Die Suche nach den passenden Bildern zu einem journalistischen Thema bleibt unsere wichtigste Aufgabe. Weitere Aufgaben sind in den letzten Jahren hinzugekommen: Wir drehen für Videobeiträge, holen O-Töne ein oder versorgen unsere schreibenden Kollegen mit Informationen. Deshalb und weil sich der Medienkonsum ganz allgemein stark verändert hat, ist der Zeitdruck deutlich gestiegen. Nicht gestiegen sind hingegen unsere Honorare, und das bereits seit 2018.
Als Freiberufler tragen wir unsere Sozialversicherungskosten selbst: Wir müssen Rücklagen bilden für Zeiten mit wenig Aufträgen, für die private Altersvorsorge und für betriebliche Versicherungen. Wenn wir krank werden und nicht arbeiten können, verdienen wir nichts. Und unsere Ausrüstung fürs Fotografieren und Filmen müssen wir selbst kaufen. Deswegen müssten wir bei gleicher Arbeitszeit eigentlich mehr verdienen als unsere festangestellten Kollegen, so wie es auch das Bundessozialgericht in einem Urteil im März 2017 festgestellt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Früher geltende monatliche Auftrags- und Umsatzgarantien wurden 2015 aus unseren Verträgen ersatzlos gestrichen, die Honorare im Gegenzug aber nur minimal erhöht.
Unsere Bilder werden über eine wachsende Zahl von Partneragenturen im In- und Ausland angeboten. Längst sind dpa-Fotos nicht nur in deutschen Tageszeitungen abgedruckt, sondern auch in Online-Medien oder im Fernsehen zu sehen. Als Selbstständige bieten wir der Deutschen Presse-Agentur nicht nur unsere Arbeitszeit an, wir verkaufen auch die weltweiten Nutzungsrechte an unseren Bildern. Hierfür sehen wir uns seit langem nicht fair entlohnt. Wir wollen an der Wertschöpfung, die mit unseren Bildern verbunden ist, stärker beteiligt werden.
Mit der dpa konnten wir uns über eine Anhebung des Kilometergelds einigen. Angesichts der gestiegenen Kosten für Leben und Arbeit müssen nun auch die Honorare deutlich steigen. Die Zeit drängt!
Wie wir das erreichen wollen
Geplante Aktionen
Aktionswoche aller freien dpa Fotografen und Fotografinnen
Als externe Mitarbeiter sind unsere Mittel begrenzt, um ein Großunternehmen wie die Deutsche Presse-Agentur an den Verhandlungstisch zu holen. Eines dieser Mittel ist, öffentlich über unsere Situation zu sprechen. Wir, die wir sonst unsichtbar hinter der Kamera stehen, wollen hier an dieser Stelle mit unserem Anliegen „sichtbar“ werden.
Mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem Deutschen Journalisten- Verband (DJV) haben wir starke Partner an unserer Seite. Die beiden Gewerkschaften sind Tarifpartner der dpa und ihrer Tochterunternehmen für die rund 800 Angestellten im Newsroom und in den Landesbüros. Unser gemeinsames Vorhaben ist, die Honorare für freie Fotografinnen und Fotografen deutlich zu verbessern. Um unseren Verhandlungen Nachdruck zu verleihen, planen wir eine Aktionswoche. In dieser Woche werden wir der dpa nur eine stark reduzierte Anzahl an Bildern für die aktuelle Berichterstattung zur Verfügung stellen. Der Entschluss dazu ist uns nicht leicht gefallen und wir hoffen, dass dies eine einmalige Maßnahme bleibt. Wir nehmen von unserem Recht Gebrauch, der dpa weniger anzubieten als üblich. Das fällt uns schwer, soll aber deutlich machen, wie wichtig unsere Arbeit für das gesamte dpa-Netzwerk ist.
Jetzt ist Schluss
Story eines enttäuschten DPA Fotografen
Auf ihn als freien Mitarbeiter freue man sich, schrieb die dpa zum Ende seines Volontariats Ende August 2018. Eine feste Stelle wurde hingegen nicht angeboten. Den meisten ehemaligen Foto-Volontären geht es so. Der entsprechende Passus in den Abschlusszeugnissen hat den Charakter eines Mustersatzes: Von Bedauern ist dort die Rede, betriebliche Gründe werden angeführt. Anders als bei Volontären im Wortbereich hoffen Fotografinnen und Fotografen meist vergebens auf ein festes Arbeitsverhältnis nach ihrer zweijährigen Ausbildung.
In unserem Beispiel macht sich der Fotograf daraufhin selbstständig, nimmt einen mittleren fünfstelligen Kredit auf, um sich die nötige Fotoausrüstung zu kaufen, und versucht in einer Großstadt in Süddeutschland sein Unternehmerglück. Zunächst läuft es größtenteils wie erwartet. Das Vertrauen, dass die dpa zu ihrer Aussage aus dem Abschlusszeugnis steht, scheint gerechtfertigt. Dann der erste Dämpfer: Eine interne, betriebliche Umorganisation sorgt dafür, dass gewohnte Gesprächspartner wegfallen. Die neuen Chefs, die jetzt darüber entscheiden, wer für Fototermine angerufen wird, kennt er kaum. Anrufe und Jobs werden nun bereits seltener. Mit Corona beginnt dann die betriebswirtschaftliche Talfahrt. Die bislang üblichen zehn bis zwölf Arbeitstage pro Monat schrumpfen auf zwei bis sechs Aufträge zusammen. Um sich einen nennenswerten Kundenstamm abseits der dpa aufzubauen, reichte die Zeit nicht bis zu Beginn der Corona-Lockdowns. Genutzt hätte es ohnehin wenig. Der Kredit muss weiter bedient werden. Die Miete in der Großstadt ist teuer. Irgendwann wird es zu teuer. Unser Fotograf entschließt sich, in seine norddeutsche Heimat und zurück zu seinen Eltern zu ziehen. Auch dort nimmt die dpa seine Dienste in Anspruch, allerdings sind es kaum mehr als sechs Arbeitstage im Monat. Die Miete ist zwar nun kein Thema mehr, wohl aber der Kredit. Das Motto der nächsten drei Jahre lautet: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Andere Auftraggeber werden gefunden. Das Hoffen auf mehr dpa-Aufträge in der Nach-Corona- Zeit bleibt… und wird enttäuscht. „Ich hätte gedacht, das ich als ehemaliger Volontär mehr wertgeschätzt werde, mehr in die regelmäßige Terminvergabe eingebunden bin. Nicht nur als Retter in der Not, wenn überraschende, aktuelle Termine schnell besetzt werden müssen.“
Die anfängliche Enttäuschung weicht dem Frust. Der mündet in Resignation. Und der Kredit ist auch noch längst nicht abbezahlt. Der Fotograf, auf dessen freie Mitarbeit sich die dpa „gefreut“ hatte, zieht die Reißleine und begibt sich auf Jobsuche. Er findet ein festes Arbeitsverhältnis in der IT-Branche – mit Aussicht auf ein dreifach höheres Gehalt.
Ein paar Jahre werde er den Kredit noch abbezahlen, schätzt er. Der neue, besser bezahlte Job dürfte dabei helfen. Was für ihn fast noch schwerer wiegt: Der Spaß am Fotografieren sei beinahe verloren gegangen. Den will er nun im Privatleben wiederfinden. An einer guten Ausrüstung dürfte es zumindest nicht scheitern.
Michael Hirschler
REFERAT FREIE JOURNALISTEN, BILDJOURNALISTEN - GEWERKSCHAFT DER JOURNALISTINNEN UND JOURNALISTEN (DJV)
"Das authentische dpa-Foto gehört zu den Kernelementen der deutschen Medien. Damit es so bleibt, braucht es nachhaltige Honorare." - Michael Hirschler - DJV
Matthias von Fintel
Leitung Bereich MEDIEN, Journalismus und Film im Bundesfachbereich A (VERDI)
Die besten dpa-Bilder entstehen durch Fotografinnen und Fotografen, die oft stundelange Geduld, lange Anfahrtswege und vor allem viel Professionalität mitbringen müssen. Das muss auch fair bezahlt werden. Im Winter dieses Jahres ist allen klar, dass es deutliche Honorarerhöhungen und angepasste Aufwandsentschädigungen geben muss. Danach freuen sich alle wieder über die besonderen Augenblicke, die fotografisch festgehalten für die dpa ihr Geld mehr als wert sein werden. Foto: Martha Richards/ver.di
FAQ
Fragen und Antworten
Für Agenturfotografen gilt der Maßstab, die Bilder so gut und schnell wie möglich zu liefern. Um regelmäßig besondere Momente einfangen zu können, müssen Fotokameras schnell viele Bilder hintereinander schießen. So sind zum Beispiel derzeit Serienbildgeschwindigkeiten von bis zu 30 Auslösungen pro Sekunde möglich. Für scharfe, detailreiche Sportbilder braucht es lange Teleobjektive und einen schnellen, treffsicheren Autofokus. Meist nutzt man mindestens zwei Kameras mit unterschiedlichen Objektiven gleichzeitig. Zum Bearbeiten der immer größer werdenden Bilddaten, sowie zum Beschriften und Versenden der Bilder braucht es einen leistungsfähigen Laptop. Für das Verarbeiten von Videos gelten noch einmal andere Maßstäbe, wenn man im schnelllebigen Nachrichtengeschäft zeitig abliefern will.
So kommen schnell mehrere zehntausend Euro zusammen. Zudem sind die Neupreise für Kameras und Objektive schon vor dem zurückliegenden Inflationsjahr deutlich gestiegen. Ein lichtstarkes Teleobjektiv – die teuerste Anschaffung im “Fuhrpark” eines Agenturfotografen – kostet mittlerweile zwischen 12.000 und 15.000 Euro. Die Topmodelle der neuartigen Hybrid-Kameras, die für Foto und Video gleichermaßen geeignet sind, gehen für 6.000 bis 7.000 Euro über die Ladentisch. Und während Objektive meist länger halten, gelten Kameras nach spätestens fünf Jahren als veraltet oder sind so abgenutzt, dass man mit ihnen nicht mehr zuverlässig arbeiten kann.
Hinzu kommt, das die meisten von uns einige, sehr teure Bestandteile ihrer Ausrüstung ausschließlich für die dpa-Arbeit besitzen. Ein lichtstarkes, langes Teleobjektiv zum Beispiel, oder Kameras mit schneller Serienbildgeschwindigkeit.
Das Bundessozialgericht (Az.: B 12 R 7/15 R) hat am 31. März 2017 die Höhe des Honorars als weiteres Kriterium für selbstständige Arbeit etabliert. Der Grund:
Selbstständigen soll Eigenvorsorge möglich sein. Mit Blick auf einen vergleichbar eingesetzten und qualifizierten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer sollten Freelancer deshalb brutto mehr verdienen. Dies sei ein gewichtiges Indiz für eine selbstständige Tätigkeit, urteilte das Gericht. Wir stellen dazu fest: Wenn es um Reportereinsätze geht, sind wir ähnlich qualifiziert wie unsere festangestellten Kollegen, und wir machen dort die gleiche Arbeit wie sie, oftmals beim gleichen Termin als so genannter “zweiter Mann”. Bei gleicher Jahresarbeitszeit würden wir jedoch rund 10.000 Euro weniger verdienen. Und da sind Weihnachts-und Urlaubsgeld, sowie Sonn-, Feiertags- und Nachtzuschläge der “Festen” noch nicht mitberechnet.
Aus unserer Sicht verletzt das zudem den Grundsatz “Gleiches Geld für gleiche Arbeit”. Ein Grundsatz, der jüngst vor dem Bundesarbeitsgericht verhandelt wurde. Mit dem Ergebnis, das auch geringfügig Beschäftigte den gleichen Stundenlohn bekommen müssen wie Vollzeitkräfte.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass wir als “Selbstständige” ja auch Gewinne mit unserem Unternehmen erwirtschaften müssen.
Fangen wir bei den zurückliegende “Corona-Jahren” an. Fotos per Telefon oder Videochat waren keine Option. Lange Zeit fanden persönliche Begegnungen nicht oder nur sehr begrenzt statt. Sportveranstaltungen, Parteitage, Pressekonferenzen, Brauchtumsfeste, kuriose Events – alles wurde virtuell oder fiel aus. Das hatte massive Auswirkungen auf unsere Auftragslage. Für viele kam es nicht so schlimm wie zunächst befürchtet, aber ein deutliches Minus blieb dennoch.
Zusammen mit unseren schreibenden Kollegen auf Recherche zu gehen, war für längere Zeit nicht möglich oder nicht erwünscht. Also zogen wir alleine los – und brachten Eindrücke sowie meist auch Zitate mit. Und waren froh, wenn der Test negativ blieb und wir arbeiten und weiter Geld verdienen konnten. Die Corona-Beschränkungen sind so gut wie verschwunden. Die Erwartung, das wir Informationen mitbringen jedoch nicht. Die meisten machen das gerne. Aber uns ist bewusst, dass wir damit der Arbeitsverdichtung in den Regionalbüros Vorschub leisten, weil Redakteure mehr Zeit am Schreibtisch verbringen, statt “draußen” zu sein. Und das finden wir falsch.
Bei unseren Einsätzen geht es öfter rau zu. Gute Bilder entstehen im Zentrum des Geschehens, nicht abseits am Rand. Das gilt für Proteste mit Widerstand gegen die Polizei, für emotionsgeladene Fußballfans in den Stadien oder bei Unglücken und Naturkatastrophen. Aus diesem Grund ist unsere Ausrüstung in der Regel versichert. Anders als bei Jobs für andere Auftraggeber kann hier schneller einmal etwas ohne eigenes Verschulden beschädigt werden. Hinzu kommen zum Beispiel eine Berufshaftpflichtversicherung und die Mitgliedschaft in einer Berufsgenossenschaft, Gebühren für Fluggenehmigungen bei Drohneneinsätzen oder für den jährlich neu zu beantragenden Presseausweis.
Und zuletzt: Immer öfter sind wir bei öffentlichen Veranstaltungen Anfeindungen ausgesetzt. Die Imagekrise der etablierten Medien, der gesellschaftsweit geringere Respekt im Umgang mit Mitmenschen und Funktionsträgern, das gezielte Verbreiten von Lügen und Halbwahrheiten über soziale Netzwerke – all das trifft uns vor Ort unmittelbar und ungefiltert. Wollen wir in diesen Fällen unseren Job gut machen, gehen wir immer auch das Risiko ein, unsere Gesundheit zu gefährden.
Diesen Satz hört man sinngemäß öfter in unseren Kreisen. Zeitungen verlieren Leser und Werbekunden. Verlage und Redaktionen werden zusammengelegt oder verschwinden ganz von der Bildfläche. Geringe Renditen und Gewinnmargen würden leider keine bessere Bezahlung zulassen, wird dann gerne gesagt. Wir verstehen das sehr gut. Denn wir sind auch Unternehmer, zumeist Solo-Selbstständige. Und wir wollen und müssen auch gewinnorientiert arbeiten. Wir alle sind mit Herzblut Fotojournalisten und riskieren manchmal mehr als für viele üblich in unserer Agenturarbeit. Mit diesem „Rabatt“ darf die dpa gerne weiter rechnen. Nicht aber, dass wir strukturell nicht kostendeckend für sie arbeiten. Und ist es denn wirklich die Lösung, seine journalistische Arbeit mit Firmenjobs oder Hochzeiten “quersubventionieren” zu müssen? Wie unabhängig können wir noch fotografieren, wenn wir heute für Verbände, Unternehmen und Kommunen selbst arbeiten und am nächsten Tag dort für die dpa im Einsatz sind? Mit dem Wissen, dass nur die “Mischkalkulation” ein ausreichend gewinnbringendes Geschäft ermöglicht? Die Lösung sind Honorare in einer Höhe, die uns langfristig rentables und somit unabhängiges Arbeiten ermöglichen.
Das hängt von mehreren Faktoren ab. Die Aktionswoche ist zunächst einmal unsere erste und einzige Maßnahme. Wenn sich die Geschäftsführung der dpa aber nicht bewegt, behalten wir uns weitere Aktionen vor.
Eine wichtige und berechtigte Frage, wir sind aber der falsche Ansprechpartner. Aufs “Recruiting” haben wir schlichtweg keinen Einfluss. Kurz gesagt: Wir organisieren, wir rekrutieren nicht. Dafür ist die dpa zuständig. Die Frauen in unseren Reihen mögen zahlenmäßig in der Minderheit sein, aber eins haben wir immerhin nicht: ein Gender Pay Gap. Wir werden alle gleich, und eben auch gleich unfair bezahlt. Was uns angeht, gibt es ein klares Bekenntnis: Wir freuen uns über jede Fotografin!